„Ich weiß gar nicht, warum jetzt die Aufregung.
War doch die ganze Zeit klar, dass es so endet.“
(Maik Klingenberg, „Tschick“)
War doch die ganze Zeit klar, dass es so endet.“
(Maik Klingenberg, „Tschick“)
(Probebühne)
Am Schlosstheater Celle wird es ab
Februar eine zusätzliche Premiere auf der Turmbühne geben: Eine Gruppe
des Jugendclubs wird Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ aufführen. Vanessa Wilcke,
Regieassistentin am Schlosstheater, entwickelt zusammen mit den Jugendlichen
die Inszenierung. Die Proben gehen langsam in die Endphase. Wie es zur der Idee
kam, das Jugendstück zu spielen und wie die Arbeit mit Jugendlichen am Theater
ist, erzählt Vanessa Wilcke:
Stina Mateus: „Tschick“ wird momentan in vielen Theatern Deutschlands gespielt. Wer
hatte die Idee das Stück auch am Schlosstheater aufzuführen?
Vanessa Wilcke: Anfang der Spielzeit schwebten
viele Ideen im Raum. Die größte Entscheidung war, ob wir einer Adaption eines
Klassikers oder ein modernes Jugendstück aufführen. Ich wollte die Jugendlichen
thematisch auf einer Ebene abholen, die sich auch in ihrem Alltag
widerspiegelt. Daraufhin habe ich mein Bücherregal durchforstet und dann stand
die Entscheidung ziemlich schnell fest.
Stina Mateus: Wie wurde die Idee von den Jugendlichen aufgenommen?
Vanessa Wilcke: Wir haben dem Jugendclub insgesamt
drei Projekte vorgeschlagen zwischen denen sie wählen konnten. Dadurch hatte
jeder die Chance sich einem Projekt anzuschließen, das ihn am meisten
interessiert.
Stina Mateus: Worum geht es in dem Stück?
Vanessa Wilcke: Maik Klingenberg ist 14 Jahre und
kommt aus einem wohlhabenden, aber zerrütteten Elternhaus. In seiner Klasse ist
er der Außenseiter. Zu Beginn der Sommerferien trifft er auf den neuen
Mitschüler Tschick (Andrej Tschichatschow), einen eher wortkargen Deutschrussen.
Durch das „Außenseitertum“ verbunden, machen sich die beiden Jungs auf eine
Reise in die Walachei, auf der sie den unterschiedlichsten Charakteren begegnen
und an ihre eigenen Grenzen gebracht werden.
Tschick ist die Geschichte einer
sommerlichen Deutschlandreise durch ein vertrautes und zugleich fremdes Land.
Durch Orte mitten im Nirgendwo, bizarre Kraterlandschaften und fehlplatzierte
Gebirgszüge, bevölkert von seltsamen, aber häufig entwaffnend freundlichen
Menschen. Eine Reise, durchzogen mit dem Gefühl von Freiheit und Abenteuer und
gleichzeitig voller Wehmut, weil sie nicht ewig dauern kann.
Stina
Mateus: Die Jugendlichen treffen sich in ihrer
Freizeit, um im Theater zu proben. Mit wie vielen Leuten finden die Proben statt
und was fordert dich dabei besonders heraus?
Vanessa Wilcke: Ich treffe mich seit Mitte
November ein- bis zweimal die Woche mit insgesamt zehn Jugendlichen zwischen 14
und 18 Jahren. Die größte Schwierigkeit ist es, terminlich alle
zusammenzubringen. Die Jugendlichen haben meist bis in den Nachmittag hinein
Schule und daneben Referate, Klassenarbeiten oder Hausaufgaben zu erledigen.
Oft fahre ich in meiner Mittagspause schnell rüber in die CD-Kaserne und probe
zwei Stunden, bevor ich wieder meinen Aufgaben als Regieassistentin nachkommen
muss.
Stina Mateus: Wie läuft eine ‚normale‘ Probe beim Jugendclub ab?
Vanessa Wilcke: ‚Normal‘ ist schwierig zu
definieren. Irgendein Drama gibt es immer. Eine Klassenarbeit, die in den Sand
gesetzt wurde oder eine Mutter, mit der man sich gerade gestritten hat. Ich
beschreibe einfach einmal die Probe letzten Sonntag, die war ziemlich
exemplarisch: Probenbeginn war um 12 Uhr.
Um 11:30 Uhr bekomme ich die erste
SMS: "Meine Mama musste heute doch arbeiten und mein Papa ist gerade nicht
da, ich komme auf jeden Fall. Aber eine halbe Stunde später :)"
Um 12 Uhr sind dann also fast alle
da. Lautstark läute ich den Probenanfang ein, erinnere noch einmal an das
strickte Handyverbot auf der Bühne, Larsen Garner: "Vanessa, es tut mir
super leid, aber ich habe mein Textbuch vergessen".
Um 12:15 Uhr wissen endlich alle auf
welcher Seite wir sind, welche Szene geprobt wird und jeder ist mit einem
Textbuch versorgt. Wir sitzen dann jedes Mal circa zwei Stunden an einer Szene,
probieren Sachen aus und versuchen zusammen zu verstehen, was in dieser Szene
genau passiert. Wer auf der Bühne ist, spielt. Die anderen sind die kritischen
Beobachter. Ich lege viel Wert darauf, dass die Jugendlichen lernen, sich
gegenseitig auf einer sachlichen Ebene zu kritisieren ohne dabei persönlich zu
werden.
Stina Mateus: Was sind deine Aufgaben bei dem Stück?
Vanessa Wilcke: Das ist relativ
einfach zu beantworten. Ich mache alles.
(Die
Hauptdarsteller: Larsen Garner und Denis Kauz)
Premiere
feiert der Jugendclub mit Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ am: 5. März 2013
Weitere
Vorstellungen: 6. März, 12./13.März
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